Sicht-Weisen
heißt dieses Programm, und diese Bezeichnung trifft recht genau das, was wir zu Gehör bringen wollen – musikalische Ansichten.
Dies können Ansichten vom unendlichen Thema Liebe sein, z. B. im fast kindisch-trotzig vorgebrachten Wunsch, endlich einen Ehemann zu bekommen oder in der verzweifelten Gewissheit, dass die eigene Liebe zum Scheitern verurteilt ist.
Auch Ansichten von Menschen: entweder in fast klischeehafter Weise wie in ”Kupalinka” oder ”Maciek” oder in schwer enträtselbaren Bildern wie der Wildente in ”Kacena divoka”.
Manche Länder begegnen uns auch in Musik, die wir vielleicht nicht spontan mit ihnen in Verbindung gebracht hätten, wie polnische Kompositionen aus der Renaissance oder dem Frühbarock.
Vielleicht erleben wir, wie unmilitant ein afrikanisches Freiheitslied klingen kann oder wie politisch eine alte geistliche Vokalkomposition.
Naturbilder stehen auch in der Musik selten wirklich für die Natur, und vertonte Bibeltexte können auch als Liebeslieder gehört werden.
Der Aufruf, dass sich ”Mutter Polen” freuen möge, wird in Frage gestellt durch die Erzählung von Rahel, die um ihre toten Kinder weint.
In einem solchen Zusammenhang erscheinen dann vielleicht auch Lieder, die von Gotteszuversicht handeln, mehr als Aufforderung zum aktiven Handeln denn als billige Vertröstung.
Und wenn‘s manchmal, wenn wir die richtigen Töne treffen, einfach ”nur” schön klingt, würde uns das auch freuen…