Lippen, Laute, Lebenszeichen
heißt unser Programm und meint damit den Lebenskreis von Liebe, Musik und Auseinandersetzung mit unserer Zeit.
Unser Konzert umfasst südafrikanische Lieder, die in ihrer Ursprünglichkeit noch nahe an dem sind, was gesungene Laute sind und waren: Freude am Klang der Wörter, – singen wie ein Vogel („Sesithi bonga“). Ein Autor wie Ernst Jandl zeigt, wie stark Sprache auch bei uns elementare Lautäußerung sein kann. In seinem „Talk“, das wir hier aufführen, nimmt er bestimmte Formen öffentlicher Äußerung (Talkshows) auf die Schippe. Seine Sprachspiele sind besonders wirksam, wenn sie in einem mehrteiligen Satz dargeboten werden.
Chorgesang ist in Afrika tief im Alltag verwurzelt und begleitet den Lebenslauf. Als Beispiel bringen wir noch ein Gute-Nacht-Lied aus Südafrika („Thula mtwana wami“).
Heimat und Sehnsucht gehören zum Lebenskreis und sind Themen, denen sich Chorsätze aus vielen Ländern widmen, -vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Im 19. Jahrhundert hat der finnische Dichter Zacharias Topelius seine Heimat besungen: „Unter Eberesche und Flieder“. Ähnliche Bilder findet auch ein israelischer Dichter unserer Zeit, Yoram Tharlev, wenn er den Duft des karmesinroten Apfels besingt, als Metapher für seine Sehnsucht nach der Braut, die in seinen Garten kommen möge („Apfelduft und Karmesinrot“).
Zum Thema Heimat gehört aber auch zerstörte Heimat, wenn man an die entsetzlichen Verwüstungen unserer Zeit denkt („Hiroshima-Lied“). Zerstörungen von Heimat gab es auch früher, -in anderen Formen. Ein Lied aus Namibia erinnert an die gewaltsame Vertreibung der Ovaherero durch deutsche Kolonialtruppen im Jahre 1904 („Orutjinda Ruootate – Der Auszug unserer Vorfahren“).
Aber es gibt auch hoffnungsfrohe Lebenszeichen, die in vielen alten und neuen Liedern zum Ausdruck kommen. Vor allem im englischsprachigen Raum gibt es viele „Songs“ mit urwüchsigem Charm und Witz, die auch mehrstimmig gesungen werden können („Jamaica farewell“, „The sailor lad upon the desk“). Aber auch Monteverdi hat sich schon mit den Schönheiten des Frühlings und der Liebe beschäftigt („O primavera“).