2011 21.05. „Einblicke – Ausblicke“
Mehrstimmiges aus aller Welt Zu unserem Programm
Schon immer haben sich die Lieder der Menschen mit den vielfältigsten Themen des Lebens befasst: Hoffnungen und Gefühle, Liebe und Enttäuschung, Freude und Trauer, Frage nach dem richtigen Lebensweg usw. Sie geben so Einblicke in die menschliche Natur wie auch Ausblicke auf mögliche bessere Gestaltungen.
Früher wurde dies oft ganz deutlich ausgedrückt. „Wer jetzig Zeiten leben will“ heißt unser erster Titel, -auf einem fliegenden Blatt eines lange vergangenen Jahrhunderts verbreitet. Mut zu haben und Mut zu machen ist seine Botschaft, trotz aller widrigen Umstände der damaligen Zeit. Auch ein hebräisches Lied „El Haderech – Der Weg“, verspricht Einsichten und macht Mut, einen langen Weg zu gehen. Das Thema kommt auch in einem ganz anderen kulturellen Kontext vor. Ein afrikanisches Lied aus Tansania: „Tuonane Paradiso“, besingt ebenfalls einen Weg, – der ein festes Ziel hat, die Ankunft in der Friedensstadt.
Maria Elena Walsh ist eine argentinische Lyrikerin und Komponistin unseres Jahrhunderts und beschreibt sehr eindrucksvoll ihre widersprüchlichen Gefühle zur Zeit der Diktatur. Soll sie bleiben oder gehen? Sie entscheidet sich, ihr geliebtes Land nicht zu verlassen und drückt ihr Hin- und Hergerissensein in ihrem Lied „Serenata para la tierra de uno“ eindrucksvoll aus.
„So wird liebend die Jungfrau schön, wenn die Liebe ihr schmeichelt und nicht sie verletzt“. Solche Zeilen hat Claudio Monteverdi in seinem Stück „La giovinetta pianta – Die junge Pflanze“ vertont. Was passiert, wenn man sie verletzt, zeigt ein koreanisches Volkslied. Eine enttäuschte Geliebte hofft, dass ihr scheidender Geliebter wunde Füße bekommt, bevor er zehn Li gegangen ist. „Arirang“ ist der Name des Liedes und auch die Bezeichnung der Hügel, über die der Treulose gehen muss.
Dvořák vertont in seinem Zyklus „In der Natur“ fünf Gedichte seines Landsmannes Vítĕzslav Hálek und widmet sich damit ganz den Schönheiten der Natur. In dem bei uns erklingenden dritten Lied dieser Sammlung „Zitne pole – Gold`ne Fluren“ beschreibt er die reifenden Kornfelder auf lyrische und verspielte Weise.
Das doppelchörige „Deutsche Magnificat“ von Heinrich Schütz, das letzte Werk, das er im hohen Alter von 87 Jahren komponiert hat, basiert auf der Luther-Übersetzung des berühmten Lobgesangs Mariens aus dem Lukas-Evangelium. Dieser Text ist immer wieder auch gelesen worden als radikale Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen: „Er stößet die Gewaltigen vom Stuhl und lässet die Reichen leer.“
Schließlich gibt es auch direkte aktuelle Bezüge in unserem Programm. Ein Aspekt, wie wir mit Natur und Kreatur umgehen, greift Max Raabe in seinem „Rinderwahn“ humorvoll und mit Spott auf. Nachdenklichkeit stellt sich ein, wenn uns der Rinderwahn vor Augen geführt wird, der ja vor allem ein Wahn des Menschen ist.
Nicht viel besser ist ein anderer Wahn, nämlich atomare Kernkräfte nutzen zu wollen, die man nicht beherrschen kann. Hier würde wirklich ein „Atomarer Sandmann“ mit einer großen Streubüchse benötigt werden, um alles zuzudecken, aber auch, um den Verantwortlichen die Augen aufgehen zu lassen, damit die übrigen ruhig schlafen können.