2013 08.06 „(Un) Vergängliche Klänge“
2013 08.06. (Un) Vergängliche Klänge
Mehrstimmiges in Dur und Moll Zu unserem Programm
Um die Themen Liebe und Vergänglichkeit/ Unvergänglichkeit kreisen unsere Lieder, wobei die Liebe sicherlich zu dem Bereich des Unvergänglichen gehört.
Sehr schöne Stimmungsbilder zum Thema Liebe sind in alten Volksliedern enthalten, die wir in mehrstimmigen Sätzen wiedergeben. „Wach auf meins Herzens Schöne“ beruht auf einem altem Lied und beschreibt, wie schön die Natur am Morgen mit singenden Vögeln und am Abend mit Sternen am Himmel zu erleben ist, -beides Sinnbilder für die Liebe. In südamerikanischen Liedern wird die Liebe -angesichts einer Jahrhunderte währenden Geschichte von Verfolgung und Unterdrückung- immer auch politisch gedacht und spricht durch eine Art bewussten Verschweigens die Anklage gegen die herrschenden Zustände aus, die die Liebe nicht zu ihrem Recht kommen lassen. So besingt Inocente Carreño (*1919) in „Mañanita Pueblerina – Morgendämmerung bei meinem Volk“ die verlorene Liebe und findet Trost in der Klarheit des aufgehenden Morgens, duftend nach Milch und Sonne.
Monteverdi („Cor mio!“) vertonte die Liebe auf der Grundlage eines pathetischen Textes, der bereits alles enthält: „Meine Geliebte, ich verwandle mich in Euch“. Bei ihm ist aber auch die Ambivalenz zu finden, die häufig dieses Thema prägt. Liebe als unendliche Erscheinung, gleichzeitig werden aber auch Todessehnsucht und Tod thematisiert. „Lasciate mi morire – lasst mich sterben“, ebenfalls von Monteverdi, ist die Klage der Ariadne angesichts einer unerfüllbaren Liebe; Sehnsucht nach dem Unvermeidlichen/Unvergänglichen wird hier zelebriert. Dieses Klagelied, ebenso kurz wie einprägsam, hat viele Nachahmer gefunden.
„What is Our Life?“ lautet die philosophische Frage, die sich vor allem in der Renaissance viele Schriftsteller gestellt haben, darunter Walter Raleigh, englischer Entdecker und Schriftsteller, der um 1600 lebte. Ihm erscheint das Leben wie ein Spiel. „That’s no jest – das ist kein Scherz“ heißt es in der Schlusszeile seines Liedes.
„Denk‘ es, o Seele“ heißt ein berühmtes Gedicht von Eduard Mörike, mit dem er seine Novelle „Mozart auf der Reise nach Prag“ enden lässt. Eugenie ahnt den nahen Tod Mozarts, weil die Erde „den Überfluss, den er verströmen würde, in Wahrheit nicht ertrüge“. Hugo Distler hat diese Ahnungen in wunderbare Klänge umgesetzt.
Thomas Vautor, ein englischer Madrigalist um 1600, komponiert den Gegensatz aus. Die Suffolk-Eule ist sehr hübsch anzusehen, gleichzeitig wird ihr Gesang aber auch als Totengesang empfunden. Die Eule gilt als Vogel der Weisheit, aber in fast allen abendländischen Kulturen wird sie auch als Verkünderin des nahenden Todes gesehen, vermutlich weil sie nachtaktiv ist und ihr Ruf einem „Komm mit“ ähnlich klingt.
Edward Elgar hat eine Szene aus der Sage von König Olaf vertont („As Torrents in Summer“). Zuversicht auf göttliche Hilfe ist angesagt, wenn Bäche sich füllen sollen, auch wenn kein Regen in Sicht ist. Der göttliche Wille kann es auch weit weg regnen lassen und das lebensspendende Nass von dort kommen lassen.
Die heitere Note schlägt ein kenianisches Lied von Teddy Kalanda Harrison an, „Hakuna matata“, -es gibt keine Schwierigkeiten-, ist das Motto von „Jambo Bwana“. Durch den Film „König der Löwen“ erlangte dieser Slogan Berühmtheit.
Zu den heiteren Stücken gehört auch „Mairi’s Wedding“ von den Hebriden, einer Schottland vorgelagerten Inselgruppe. Viel Glück und viele goldige Kinder wünschen die Eingeladenen der Braut, während sie singend über die grünen Hügel zur Hochzeitsfeier ziehen.
„Chim Chim Cher-ee“ singt der Kaminkehrer in dem Lied aus dem bekannten Musical „Mary Poppins“ und „hoch über den Dächern von London“ fahrt er fort: „Das Glück ist bei dir, wenn ich dir die Hand drücke“. Doch die Heiterkeit dieses Lieder erklingt sehnsuchtsvoll, – in Moll.
Unser Konzert schließt mit Heinrich Schütz‘ Psalm „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“. Schütz kommt das Verdienst zu, den Geist der italienischen Musik, die er in Venedig kennengelernt hatte, aus den Besonderheiten der deutschen Sprache und des protestantischen Glaubens heraus neu zu erfinden. Textausdeutung und feierliche Textdeklamation stehen bei ihm an erster Stelle. Der Textinhalt, vor allem in der originalen Übersetzung Luthers, ist uns heute weniger eingängig, aber die großartige Musik gehört sicher zum „Unvergänglichen“.