Mehrstimmiges in Dur und Moll
Vom Leben in Frieden
Frieden ist eine uralte Sehnsucht der Menschheit und wird als Grundlage für ein ausgewogenes, schöpferisches Leben angesehen. Nur im Frieden ist es möglich, alle Kräfte des Menschen zu entfalten, um Kultur wie auch Wohlstand zu schaffen. In den letzten Jahren hat diese Sehnsucht wieder an Bedeutung gewonnen, nicht zuletzt dadurch, dass der Krieg auch wieder in Europa angekommen ist. Viele Kriegsflüchtlinge zeugen von den verheerenden Folgen kriegerischer Auseinandersetzungen.
Im christlichen Mittelalter bot die Kirche den Rahmen, um Frieden zu erlangen. Nur über eine göttliche Vermittlung war es nach den damaligen Vorstellungen möglich, Frieden herzustellen. In der über 1000 Jahre alten gregorianischen Antiphon (Wechselgesang der Mönche) „Da pacem Domine“ wird dies wiedergegeben. Niemand außer Gott ist in der Lage, den Frieden ins Land zu bringen, heißt es im lateinischen Text. Martin Luther hat den Choral aufgegriffen und mit deutschem Text („Verleih uns Frieden“) und entsprechender Melodie versehen.
Das Stück war so prägend, dass bedeutende Komponisten aller Zeiten bis in die heutige Zeit eigene Fassungen komponiert haben. In unserem Konzert geben wir einige Werke wieder (Orlando di Lasso, Heinrich Schütz, Mendelssohn Bartholdy, Distler, Jennefelt).
Mehrere Stücke im Umkreis der Friedensthematik beziehen ihren Stoff aus der Bibel, insbesondere aus Psalmen. Orlando di Lasso vertonte den Psalm „An den Ufern Babylons, da saßen wir und weinten“, der die Sehnsucht des jüdischen Volkes im babylonischen Exil nach seiner Heimat beschreibt; Jerusalem – das ist übersetzt die Stadt des Friedens. Einige Musikstücke, auch in der neueren Zeit, haben sich erfolgreich des eindrucksvollen Bildes bedient.
Edvard Grieg hat in seiner Schauspielmusik zu Ibsens Drama Peer Gynt einen Chorsatz geschrieben, den er in Anlehnung an biblische Berichte Pfingstpsalm nennt. Ein neuer Morgen wird für die Menschen erwartet, begleitet von feurigen Zungen („Velsignede morgen“).
Schöne Symbole und Bilder für das friedliche Zusammenleben der Menschen hat eine US-amerikanische Gruppe gefunden. Der Karawane der Liebe („Caravan of Love“) kann und soll sich jeder anschließen, um ein besseres Leben zu finden und zu gestalten. Ein solches Stück wird in Kontrast zum beklemmenden „Verleih uns Frieden“ von Thomas Jennefelt gestellt.
Ein spanisches Volkslied („Al lado de mi cabaña – Bei meiner Hütte“) singt ein Lob auf das einfache Leben. Im Einklang mit der Natur leben bringt den inneren Frieden. Man kann die Früchte des Gartens ernten und sich an den Dudelsack-Klängen der Hirten in den Bergen erfreuen.
Einige temperamentvolle Stücke aus Südafrika beschreiben ein unbeschwertes Lebensgefühl und dürfen in unserem letzten Block nicht fehlen, vor allem wenn sie von friedlichen Bildern geprägt sind („Mbube ah yimbube“, „The Lion Sleeps Tonight“).